Sonntag, 10. Mai 2009

Neuer Blog

Aufgrund einiger Probleme sind wir auf einen neuen Blog gewechselt.
Den neuen Blog findet ihr nun unter:

belarus09.blogspot.com

Samstag, 9. Mai 2009

Belarus im April

Anfang April 2009 - 12 junge Leute aus Deutschland machen sich auf in ein unbekanntes Land im Osten Europas – Belarus.

Wir wollten herausfinden wie die Katastrophe von Tschernobyl, die vor 23 Jahren stattgefunden hat, die Menschen in Weißrussland heute noch beeinflusst. Wie gehen sie mit dem Wissen um die Strahlenbelastung um?
Wie leben Menschen in unserem Alter in einem Land dass oft die letzte Dikatur Europas genannt wird
und was halten sie davon dass dort bald das erste AKW gebaut werden soll?
diese und noch viele Fragen mehr beschäftigten uns auf unserer Reise die uns zunächst in die Hauptstadt Minsk führen sollte und dann in den Südosten des Landes nach Gomel welches in einem der noch stark verstrahlten Gebiete liegt.
Auf diesem Blog wollen wir einige unserer Eindrücke dokumentieren und einen Beitrag dazu leisten dass das Unglück von Tschernobyl nicht in Vergessenheit gerät und dass daraus

Links rund um den Blog, Belarus und Bewegungen gegen Atomkraft

Links zu den an der Jugendbegegnung beteiligten Organisationen:

janun-hannover.de JANUN Hannover e.V. Jugendaktionsnetzwerk Umwelt- und Naturschutz
bundjugend-berlin.de Berliner Landesverband der bundesweiten BUNDjugend, der Jugendorganisation des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)


Links zu Anti-Atom-Bewegung, Aktionen und Atomausstieg:

campact.de Internetaktionen zum Thema Atomkraft
ausgestrahlt.de Plakate, Broschüren, Flugblätter und Aufrufe gegen Atomkraft
urgewald.de Internetkampagnen gegen den AKW-Neubau in Belene und die Beteiligung von RWE daran
contratom.de Informationsnetzwerk gegen Atomkraft
niXatom.de Berliner Koordinations- und Informationsseite
anti-atom-treck.de Anti-Atom-Treck ab 30. August von Gorleben über Schacht KONRAD, ASSE II, Morsleben und Potsdam nach Berlin mit bundesweiter Großdemonstration am 05. September 2009 in Berlin
atomausstieg-selber-machen.de Atomstromfrei werden! Anbieterwechsel leicht gemacht


Links zu Belarus

ostwestbruecke.de Informationen und Projekte zu Tschernobyl und Belarus
belarus-actions.org Infoseite von amnesty International über die Menschenrechtslage und deren aktuelle Entwicklung in Belarus
belarus.indymedia.org Plattform für unabhängige Berichterstattung (vieles auf russisch; einige interessante Artikel auf Deutsch)

Montag, 4. Mai 2009

Belarus begegnen

Wenn der Begriff „Tschernobyl“ aufkommt, verbinden die meisten Menschen damit ein spezielles Erlebnis an jenem Tag oder in den darauffolgenden Wochen. - Der besorgte Anruf eines Bekannten aus der Wetterstation, der davor warnt, in den Regen zu gehen, oder vermehrt auftretende Behinderungen von Kälbern auf dem eigenen Hof in dem darauf folgenden Jahr. Doch allen, die nach der Katastrophe geboren wurden, fehlt ein solcher Bezug. Vielleicht weiß man um die Eckdaten, den Verlauf des Unglücks und vage Zahlen von erkrankten Menschen in den betroffenen Gebieten. Doch dem Ereignis haftet ein historischer Charakter an. Hinzu kommt die starke Polemisierung der öffentlichen, medialen Diskussion um Atomkraft, welche von der Atomlobby dominiert und weitgehend verharmlost wird.

Anfang April fand der erste Teil einer Jugendbegegnung zwischen deutschen und belarussischen Jugendlichen in Minsk und Gomel statt. In einer Gruppe von 12 jungen Menschen aus Berlin und Hannover wollten wir uns mit dem Thema Tschernobyl, dessen Auswirkungen auf die heutige und zukünftige Lebenssituation der Menschen in Belarus und mit dem für Belarus neu geplantem Kernkraftwerk beschäftigen.

Eingeladen wurden wir vom Institut für Strahlensicherheit BELRAD in Minsk. Das nicht-staatliche Institut wurde 1990 von dem Atomphysiker und ehemaligem Leiter des Strahlensicherheitslabors im Institut für Kernenergetik Prof. W.B. Nesterenko gegründet und wird seit seinem Tod im Jahr 2008 von seinem Sohn Alexeij Nesterenko geleitet. Die Arbeit des Instituts besteht aus der Strahlenmessung der Menschen in den verstrahlten Gebieten, Bildungs- und Aufklärungsarbeit zum besseren Umgang mit der Strahlenbelastung, sowie dem Angebot Lebensmittel in Messstellen auf Strahlung überprüfen zu lassen. Außerdem verteilt das Institut ein eigens entwickeltes Präparat aus Pektin, welches im Magen aufquillt und dabei Schwermetalle und Strahlung aufnimmt, sodass die Strahlenbelastung des Körpers reduziert werden kann.

70 Prozent des radioaktiven Falldowns nach der Katastrophe von Tschernobyl kontaminierte 21 Prozent der Fläche von Belarus. Am Rand der verstrahlten Zonen, welche in vier unterschiedlich stark belastete Bereiche aufgeteilt sind, passiert man eine Kontrollstelle. Doch hinter den gelben Warnschildern mit dem Atomzeichen darauf, verläuft das Leben weiter in seinen gewohnten Bahnen. Eine wunderschöne ländliche Idylle mit Birkenwäldern, Pferdekarren, leuchtend blau-grünen geschnitzten Holzzäunen um die Häuser herum, Störchen und durchwachsenen Graslandschaften täuschen über die Gefahr hinweg, die sich hier im Boden, in Pflanzen, Tieren und Menschen anreichert. Die mit über 40 Curie/km² verstrahlten Gebiete wurden evakuiert und sind als Sperrzone deklariert. Ortsschilder sind durchgestrichen, viele Häuser abgerissen und vergraben worden, um Plünderungen von stark verstrahlten Haushaltsgegenständen oder Baumaterial zu verhindern. Die anderen stehen noch und werden langsam von Sträuchern, Bäumen und Wurzeln überwuchert und zu Boden gedrückt.

In den bis 15 Curie/km² belasteten Gebieten wird auch heute Land- und Forstwirtschaft betrieben. Ein Teil der dort erwirtschafteten Lebensmittel wird zentral mit Lebensmitteln aus nicht oder weniger verstrahlten Gebieten vermischt, um so eine gemäßigtere Strahlenbelastung für die Gesamtbevölkerung zu bekommen, denn 80% der Strahlung im Körper wird über die Nahrung aufgenommen. - Wer es sich also leisten kann, Essen aus dem Supermarkt dazuzukaufen, kann schon einiges für seine Gesundheit tun. Doch gerade die arme Bevölkerung kann sich diesen Luxus nicht leisten. Ihr und vielen Kleinbauern, die die Skepsis der Konsumenten am meisten zu spüren bekommen, bleibt meist nur der Ertrag aus dem eigenen Garten, vom eigenen Feld oder aus dem Wald.

Bei dem Besuch einer der letzten 12 von ehemals 300 Messstationen des Instituts BELRAD in der verstrahlten Zone, erklärt uns eine für Strahlenmessung ausgebildete Lehrerin, dass die Pilze, welche wir mit ihr messen, eine Strahlung von 14000 Becquerel pro Kilogramm besitzen. Der EU-Grenzwert für Lebensmittel beträgt 600 Bq/kg. Den Menschen wird geraten, die stark belasteten Lebensmittel wegzuwerfen oder zu vergraben. Doch noch heute werden bei manchen Kindern Werte von über 1.100 Becquerel pro Kilogramm Körpergewicht gemessen. - Ab 20 Bq/kg wird die Strahlung als gesundheitsschädigend eingestuft.

Neben der Möglichkeit auf besonders stark verstrahlte Lebensmittel zu verzichten, gibt es verschiedene Wege bestimmten Lebensmitteln ein Teil ihrer Radioaktivität durch spezielle Kochmethoden oder durch die Absonderung des darin enthaltenen Wassers zu entziehen.

Strahlenschützer versuchen diese zu verbreiten, doch bei vielen Menschen hat sich eine fatalistische Resignation eingeschlichen. Wir Menschen haben kein Sinnesorgan für Radioaktivität. Wir können sie nicht riechen, schmecken, sehen, hören. Es hat uns vor allem verstehen lassen, dass manche Leute in die gesperrten Gebiete zurückkehren, Sicherheitsvorkehrungen missachten und das alltägliche Risiko hinnehmen.

Die Situation der Bevölkerung in Belarus ist zudem so prekär, da sie kaum Unterstützung von Seiten der Regierung bekommt. Der Wunsch nach Energieautonomie, sowie erfolgreiche Bemühungen der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA), eine den Vereinten Nationen verbundene Organisation zur Förderung und Verbreitung von Kernenergie, ließen den belarussischen Regierungschef Alexander Lukaschenko den Bau eines neuen Atomkraftwerks in Belarus beschließen. Offizielle Umfragen sprechen von Zustimmung in der Bevölkerung, doch die meisten, die wir treffen, widersprechen dem. Die massive Atom-Propaganda erschwert es den Betroffenen zusätzlich, dass ihre Krankheiten als Folge der Katastrophe anerkannt werden. Mittlerweile müssen Beweise erbracht werden, dass eine Erkrankung eine Folge von Radioaktivität ist, um spezielle Hilfsleistungen zu bekommen. Eine schikanierende Aufgabe ohne große Erfolgsaussichten.

Aber auch auf internationaler Ebene finden die Betroffenen nur schwer Gehör. Ein 1959 unterzeichnete Resolution zwischen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Internationalen Atomenergieagentur verleiht der Atomenergieagentur die Hauptverantwortung, den Einsatz und die Erforschung für nukleare Anwendungen zu leiten. Dies bedeutet, dass sich die Weltgesundheitsorganisation sich im Bezug auf die Erforschung von Radioaktivität in ihren Auswirkungen auf die Gesundheit ein Maulkorb anlegen ließ. - Die Atomenergieagentur ist nicht daran interessiert, die Öffentlichkeit über die ansteigenden Zahlen von Krebserkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen oder Erbgutschädigungen zu informieren, sonder gegenteilig, die positiven Auswirkungen der Atomenergie zu propagieren.

Das Ergebnis einer im Jahr 2005 veröffentlichen Studie der Weltgesundheitsorganisation und der Atomenergiebehörde zur Katastrophe von Tschernobyl lautet: 50 Tote, 4000 behandelbare Schilddrüsenerkrankte und maximal 4000 weitere Menschen mit verkürzter Lebensdauer. Armut und ein geringer Lebensstandart würden ein größeres Problem darstellen; der Fall Tschernobyl könne ad acta gelegt werden.

Dem stehen Ärzte, Wissenschaftler, lokale Behörden, Nicht-Regierungsorganisationen und Studien, die nicht in der IAEA/WHO-Studie berücksichtigt wurden gegenüber. Laut verschiedener Angaben ukrainischer Behörden sind bisher 25.000 bis 50.000 Liquidatoren, wie man die bei den Aufräumarbeiten in Tschernobyl eingesetzten Arbeiter nennt, gestorben; Professor E. Lengfelder vom Otto Hug Strahleninstitut in München warnt vor einem Anstieg von Schilddrüsenkrebs auf bis zu 100.000 Fälle und es herrscht internationaler Konsens, dass Radioaktivität das Erbgut schädigt. Somit werden auch die kommenden Generationen massiv an den Folgen von Tschernobyl zu leiden haben, sagen Strahlenschutzexperten voraus. - Die Katastrophe wird weitervererbt.

Die Jugendbegegnung hat uns viel neues Wissen über Atomkraft und ihre Folgen vermittelt, uns ein eindrückliches Bild von der Zerstörungskraft der Katastrophe gezeichnet und alle motiviert weiter gegen die Nutzung von Kernenergie zu protestieren.
Solidarität mit den Atomkraft-Gegnern in Belarus und den Opfern der Tschernobyl-Katastrophe.

Fiona Schmidt

Mittwoch, 18. März 2009

Dieser Blog...

...ist angelegt worden, um Texte rund um die Internationale Jugendbegegnung 2009 in Belarus zu posten. Viel Spaß dabei! Katrin

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